Aus dem Gütersloher Verlagshaus (Randomhouse) darf ich Euch den Erziehungsratgeber „Die entspannte Familie – Wie man aus einer Mücke keinen Elefanten macht“ von Simone Kriebs vorstellen. Das Buch ist am 27.02.2017 erschienen, hat 224 Seiten und kostet als gebundene Ausgabe 17,99 € [D].
Worum geht es?
Auf die innere Haltung kommt es an! Ein ‚offenes Herz‘, Begegnung auf Augenhöhe und Vertrauen in natürliche Entwicklungsprozesse sind die drei Fundamente für ein harmonisches Zusammenleben. Das ist die feste Überzeugung der erfahrenen Familientherapeutin und Mutter zweier Kinder, Simone Kriebs. Sie kennt alle gängigen Erziehungskonzepte und hat daraus einen eigenen Ansatz entwickelt, der erfrischend anders und sehr lebensnah ist. Sie hält deutschlandweit Vorträge und gibt Seminare für Eltern und Lehrkräfte.
Lesen Sie dieses Buch und verscheuchen Sie ale Elefanten, die Ihnen je Stress gemacht haben.
Mein Leseerlebnis:
Kindererziehung ist ein weites Feld und die Zahl der Ratgeber zu diesem Thema nahezu unendlich. Dazu noch gut gemeinte Hinweise von Bekannten oder auch Fremden – das kann schnell zu Verunsicherung führen. Ich möchte für mich behaupten, dass ich mich nicht so leicht verunsichern lassen – vielleicht ein Vorteil der „späten Mutterschaft“. Dabei folge ich in Erziehungsfragen keinem festen Dogma, sondern eher meiner Intuition. Aus Elternzeitschriften nehme ich mir das mit, was mir sinnvoll erscheint und ignoriere den Rest. Normalerweise kommen wir alle miteinander so ganz gut aus.
Aber wie wahrscheinlich in jeder Familie gibt es natürlich auch bei uns Situationen, in denen wir regelmäßig eskalieren, etwa, wenn sich beim Essen mal wieder der Saft über die Tapete ergießt oder wenn Töchterchen nicht ins Bett möchte und deshalb im Badezimmer in den Totalverweigerungsmodus schaltet. Um zu verstehen, was in solchen Situationen schief läuft, hole ich mir gern Rat bei Remo Largo („Babyjahre“, „Kinderjahre“).
Auch Simone Kriebs bezieht sich in „Die entspannte Familie“ auf Remo Largo ebenso wie auf den von mir gleichfalls geschätzten Jesper Juul, was schon mal eine gute gemeinsame Basis ist 🙂 Sie analysiert zunächst in der Einleitung die „Familie im Stress“ und stellt – zu Recht – fest, dass Kindheit kein Sonderstatus ist. Konsequent spricht sie daher auch nicht von Kindern, sondern von den „jungen Menschen“ – ein schöner und treffender Ausdruck, wie ich finde.
Das erste Kapitel widmet sich der Frage, was Kinder brauchen. Klar, das sind nicht nur Wohnung, Nahrung und Kleidung. Dazu gehören auch, das zeigt die Autorin sehr anschaulich auf, das Schaffen von Erfahrungsspielräumen, das Einräumen von Autonomie und Verantwortung, authentische zwischenmenschliche Beziehungen und – sehr wichtig – das Achten von Grenzen.
„..achten Sie im Alltag vielleicht einmal darauf, wo Sie und andere Erwachsene in Ihrem Umfeld sich in die Belange Ihres Kindes einmischen. Vielleicht werden Sie so wie ich überrascht sein, wie oft junge Menschen Anweisungen bekommen. Ständig erfolgt ein Kommentar, das ist richtig oder falsch. Mach das so und nicht so. Ich mach das, du kannst das noch nicht usw. Doch gerade dann, wenn Kinder etwas neu lernen, sind sie sehr sensibel. Wenn sie den Eindruck haben, sie können etwas nicht richtig machen, dann lasses es viele einfach sein. Sie verlieren die Lust und Freude daran, Neues zu entdecken, besonders dann, wenn Erwachsene in der Nähe sind.
Je weniger gegenseitige Einmischungen stattfinden, desto besser kennt jeder sich, die eigenen Grenzen und die Grenzen der anderen.“
Ja, ich habe mich auch schon vor der Lektüre des Buches häufig beim Einmischen in die Belange meines Kindes erwischt und ab und an das ungute Gefühl: das ist too much. Das zu erkennen ist das eine, es zu ändern das andere. Es fällt nämlich gar nicht so leicht, sich zurückzunehmen. Das ist sicherlich eine Sache, an der ich auch noch tüchtig arbeiten muss.
Auf das zweite Kapitel des Buches: „Was man über das Gehirn zum Thema Erziehung wissen muss“, folgt das Kapitel „Stolpersteine in Familien“. Hier befasst sich die Autorin mit typischen Alltagssituationen, die „aus einer Mücke einen Elefanten“ entstehen lassen können. Im letzten Kapitel „Anregungen für eine entspannte Familie“ finden sich viele gedankliche Anstöße für ein Aufbrechen von eingefahrenen oder vielleicht sogar verfahrenen Situationen.
Ich habe viele Dinge aus unserem eigenen Erleben in den Beschreibungen wiedergefunden und so manche Anregung für mich mitgenommen. Grenzen achten, dem Kind auch Zeit geben, Aufforderungen nachzukommen, immer wieder zu hinterfragen, ob aufgestellte Verbote (noch) notwendig sind oder ob das Kind nicht größere Kompetenz erlernt, wenn es aus eigenem Verhalten lernt, anstatt nur auf Verbote zu reagieren… Vieles, was einem in der Theorie selbstverständlich ohne Weiteres einleuchtet, muss man sich in der Praxis immer wieder neu vor Augen führen. So entwickeln wir uns letztlich – wenn alles gut läuft – selbst dank unserer Kinder weiter.
Ich kann das Buch, das ohne erhobenen Zeigefinger daherkommt, jedem empfehlen, der nach Anregungen für ein entspannteres Miteinander sucht.
Meine Bewertung:
Das Buch wurde mir kostenlos zur Verfügung gestellt.