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Meine Blogg dein Buch-Premiere: „Wenn die Kuckuck zweimal klingelt – Kurioses aus dem Leben einer Gerichtsvollzieherin“ von Katja K. aus dem Mira Taschenbuch-Verlag. Als Rezensionsexemplar habe ich ein E-Book im epub-Format erhalten – Herzlichen Dank! Der reguläre Preis beträgt 9,99 €.

Von Berufs wegen muss ich leider ab und an Aufträge an Gerichtsvollzieher vergeben, wobei ich jedoch regelmäßig keinen persönlichen Kontakt zu ihnen habe. Der Auftrag wird schriftlich erteilt, irgendwann kommen die Unterlagen bearbeitet zurück – welchen persönlichen Eindruck sich der Gerichtsvollzieher vom Schuldner machen kann, welche Zustände er vorfindet, das erfahre ich in der Regel nicht. Deshalb war ich auf die Geschichten aus dem Leben einer Gerichtsvollzieherin besonders gespannt.

Die Protagonistin und Ich-Erzählerin, Katja K. (wie „Kuckuck“), ist eine Frau mit einer wechselvollen Geschichte, die schließlich Justizfachwirtin und Gerichtsvollzieherin wird, da sie „neugierig auf Menschen ist“. Ihr Sprengel liegt in München Schwabing, wo sie auf die unterschiedlichsten Menschen trifft: junge und alte, (halb-)prominente und völlig unbekannte, vermeintlich vermögende und ersichtlich vermögenslose, verschlagene und naive, arrogante und einsichtige… Alle haben sie eines gemeinsam: sie schulden ihren Gläubigeren Geld in meist nicht unerheblichem Umfang.

Die Charaktere, denen Katja K. dabei begegnet, sind skurril: eine Frau, die ihre Mutterschaft vortäuscht, ein von den Toten wiederauferstandener Mann, eine dem Glücksspiel verfallene Baronin, ein Kunstfälscher, der Spinnenmann, ein über seine Verhältnisse lebender Ex-Fußballer… Die Mischung ist bunt. Da erscheinen eine Pfändung im Puff bei „laufendem Verkehr“ oder eines Schrankes mit 380 Paar sündhaft teurer Schuhe schon fast unspektakulär.

Der Erzählstil ist für meinen Geschmack recht simpel – andererseits unterstreicht dies den Realitiy-TV-Charakter des Sujets. Wer „Achtung Kontrolle!“ mag, wird das Buch lieben. Leichte Zweifel daran, ob die Geschichten alle wahr und von einer einzigen Person erlebt sind, dürften wohl angebracht sein. Den Alltag eines Gerichtsvollziehers symbolisieren sie wohl kaum – eher die herausragenden Einzelfälle. Amüsant zu lesen sind die Kuriositäten aber dennoch.

Gleichwohl beschleicht mich bei der einen oder anderen Geschichte ein leichtes Unbehagen, wenn die Katja K. allzu offensichtlich mit den Schuldnern sympathisiert und schonmal an sich Pfändbares wie einen wertvollen Rassehund bewusst übersieht. Aus der Sicht der Gläubiger, die ich nunmal berufsbedingt eher einnehme, bleiben da Fragen zurück. Dem Unterhaltungspotential des Buches tut dies aber keinen Abbruch. Zudem schließt das Buch mit einem Kapitel über Wissenswertes zum Gerichtsvollzieherbesuch und dem guten Rat, bei offenen Rechnungen und Schulden nicht den Kopf in den Sand zu stecken und unerwünschte Post schlicht ungeöffnet zu lassen, sondern die Dinge anzugehen und nach einer Lösung zu suchen – notfalls mit der Unterstützung eines verständnisvollen Gerichtsvollziehers.

Fazit:

Ein Buch, das gut unterhält und kurzweilig ist.